Und 5 Tipps, wie er sogar OK schmecken kann
Ich habe ein bisschen eine Hass-Liebe zu Tofu entwickelt. Wie die meisten von euch wissen, war ich selber länger Vegetarier (allen anderen kann ich diesen Beitrag hier dringendst ans Herz legen!). Und als Vegetarier isst man eben Tofu – dachte ich damals zumindest.
Die Wahrheit ist nämlich traurig und schön zugleich: Tofu schmeckt nach fast nichts. Klar, ein leichtes Sojabohnen-Aroma hat er schon. Wenn das dein Ding ist: Herzlichen Glückwunsch! Mein Ding ist es nicht. Ich finde den Geschmack nicht unbedingt schlecht, aber gut halt auch nicht.
Und trotzdem…
…gibt es eine gute Nachricht. Die (beinahe) Geschmacklosigkeit gibt uns viel Gestaltungsspielraum. Eine Kochzutat, die so wenig Geschmack hat, SCHREIT fast schon danach, durch verschiedene Gewürze und Zubereitungsmethoden schmackhaft gemacht zu werden. Und ja, die Großbuchstaben bei „schreit“ waren wichtig, um dem ganzen noch etwas mehr Nachdruck zu verleihen.
Er ist wie eine blanke Leinwand, die bemalt werden möchte. Schon wieder eine Leinwand-Metapher? Das kennen wir doch schon von irgendwoher!
Aber Spaß (und Eigenverlinkung) beiseite. Tofu ist eigentlich eine wirklich großartige Kochzutat. Nur braucht sie eben etwas Sorgfalt. Sehr viel Sorgfalt sogar. Aber wenn man sich ein bisschen bemüht, wird man mit etwas belohnt, das so viele Geschmäcker und Konsistenzen annehmen kann, wie kaum eine zweite Kochzutat.
5 Tipps, wie Tofu sogar OK schmecken kann
Ihr habt euch dazu durchgerungen, ihm doch noch eine zweite Chance zu geben? Die zahlreichen vergossenen Tränen wegen des faden Geschmacks zu vergessen? Super! Damit ihr dieses Mal besser startet, habe ich im Folgenden ein paar gute Tipps für euch vorbereitet.
1. Gewürze sind der Schlüssel
Tofu kann nach allem schmecken – oder eben auch nach nichts. Du entscheidest, was du daraus machen willst. Du willst ihn grillen? Dann mariniere ihn doch einfach mit etwas Paprikapulver, Kreuzkümmel, Koriander, Zitronensaft, Salz, Chili und Öl – das schmeckt sogar deinem Hardcore-Anti-Vegetarier-Onkel.
Du magst ganz schnell und einfach ein paar asiatische Aromen auf den Tisch zaubern? Auch kein Problem! Dafür brauchst du nur Sojasauce, Ingwer, Knoblauch, Zitronensaft und etwas Zucker oder Honig. Mit dieser Terriyaki-Variante kannst du garantiert ordentlich Eindruck schinden.
Wenns mal ganz einfach und trotzdem ausgefallen sein soll, dann probier doch Barbeque-Tofu. Gebraten und mit Barbeque-Sauce bestrichen kann dieses Gericht mit den allermeisten Chicken-Wings ziemlich gut mithalten.
Ihr seht: Tofu ist sehr wandlungsfähig. Er muss nicht immer fad schmecken. Gebt euch Mühe, dann wird auch das Endprodukt dementsprechend lecker.
2. Die richtige Gar-Methode
Man kann ihn ja eigentlich auch roh essen. Das schmeckt dann halt, wie roher Tofu eben schmeckt. Aber er lässt sich auch auf viele andere Arten zubereiten. Ich habe drei Lieblings-Methoden:
Frittieren
Niemand hat gesagt, dass das Endprodukt ein gesundes Essen sein muss! Je nach Größe hat er nämlich ziemlich viel Oberfläche, die durch Frittieren richtig knusprig wird. Wie ihr das optimal schafft, erfährt ihr bei Tipp 3! Auf jeden Fall schmeckt frittierter Tofu einfach nur hervorragend. #sorrynotsorry
In Suppe
Frischer Tofu in einer kräftigen Misosuppe – da kommt sogar beim schlimmsten Regentag des Jahres ein Lächeln auf meine Lippen. Er hat dabei nämlich ein ganz feines, zartes Aroma und transportiert perfekt den Geschmack der Suppe. Herrlich!
Gebraten
Wem Frittieren zu hart und in Suppe zu fad ist, kann auch einfach zur Bratpfanne greifen. Die Oberfläche wird dann nicht ganz so knusprig wie beim Frittieren, aber es ist deutlich weniger Aufwand und schmeckt trotzdem ziemlich lecker.
3. Die richtigen Vorbereitungen
Tofu braucht auch ein bisschen Sorgfalt bei den Vorbereitungen. Es gibt nämlich ein paar Möglichkeiten, wie er später knuspriger wird und dabei noch deutlich weniger nach Soja schmeckt. Klingt zu gut um war zu sein? Stimmt! Aber genau dafür bist du ja schließlich auf diesen Blog gekommen.
Für Konsistenz und Geschmack
Ich habe angefangen, Tofu vor der eigentlichen Zubereitung zu blanchieren, also ganz kurz in heißem Wasser zu kochen. Dadurch verliert er meiner Meinung nach sehr viel seines Soja-Geschmacks und bekommt gleichzeitig eine viel bessere Konsistenz. Er wird dadurch irgendwie etwas fester, aber auch fluffiger – keine Ahnung wieso, aber der er schmeckt einfach um Welten besser.
So wird er richtig knusprig
Dieser Tipp liegt ein bisschen auf der Hand. Aber das macht ihn um so wichtiger. Tofu (und übrigens so ziemlich ALLE Kochzutaten) wird VIEL knuspriger, wenn er vor dem Braten oder Frittieren ordentlich abgetrocknet wird. Und wie wir schon gelernt haben, ist knuspriger Tofu guter Tofu. Folglich ist knusprigerer Tofu besserer Tofu.
4. Nicht jeder Tofu ist gleich
Es gibt ihn in ganz vielen verschiedenen Variationen. Diese betreffen meistens Konsistenz und Geschmack. Wie ihr euch sicher denken könnt, eignet sich nicht jeder Tofu für jedes Gericht. Ganz vereinfacht gesagt gibt es drei verschiedene Arten:
Naturtofu
Das ist der ganz normale, weiße Klotz, den ihr wahrscheinlich einmal probiert und für nicht gut genug befunden habt. Schade eigentlich, denn er ist mit großem Abstand mein Lieblingstofu. Er ist enorm vielseitig verwendbar.
Seidentofu
Seidentofu ist eine ganz weiche Variante. Sie wird oft in Suppen oder für Süßspeisen verwendet. Ich habe Seidentofu zum ersten Mal in Form von Mousse au Chocolat kennengelernt. Hätte man mir nicht gesagt, dass das Mousse mit Seidentofu ist, wäre ich nie auf die Idee gekommen.
Räuchertofu und andere Aromen
Das ist gemeinhin einfach Tofu mit Geschmack. Klingt simpel, ist es auch. Ich bin von solchen Sorten nicht wirklich überzeugt. Räuchertofu kann manchmal ganz gut schmecken, wenn man ihn in Scheiben anbrät und dann in ein Sandwich gibt. Aber der Rauchgeschmack passt meines Erachtens nur bei erstaunlich wenigen Gerichten richtig gut. Ähnlich verhält es sich mit Kräuter- oder Chilitofu. Die große Stärke von Tofu ist ja, dass er eine blanke Leinwand ist. Dem widerspricht leider die Zugabe von Kräutern und dergleichen etwas.
5. Tofu ist kein Fleischersatz
Hört bitte auf, ihn als Fleischersatz zu sehen. Das ist er einfach nicht und wird er auch nie sein. Er schmeckt einfach nicht wie Fleisch – und das muss er meiner Meinung nach auch nicht. Tofu-Gerichte müssen auch nicht immer vegetarisch sein. Probiert doch mal Mapo-Tofu, eine Mischung aus Tofu und würzigem Hackfleisch. Tofu wird bei diesem Gericht zum Geschmacksträger. Und der Geschmack kommt hier eben von etwas Hackfleisch, Sojasauce und Chiliflocken – ein Gericht mit ordentlich Pfiff.
Es leuchtet mir deshalb echt nicht ein, wieso man ihn als Fleischersatz sieht. Ich glaub das ist auch der Grund, wieso er oft so einen schlechten Ruf hat. Klar, er ist lecker und es lassen sich großartige Gerichte daraus zaubern. Aber Fleischersatz ist er einfach nicht. Und das kommt von einem langjährigen Vegetarier. Zu oft schon habe ich von Freunden gehört, dass sie einen Tofu-Burger oder etwas dergleichen probiert haben und richtig enttäuscht waren. Das glaube ich sofort – der gefühlt kaum vorhandene Eigengeschmack und die Einfallslosigkeit vieler Restaurants bei vegetarischen Gerichten führt immer wieder zu Enttäuschung.
Fazit
Ich mag Tofu. Sehr gerne sogar. Und ich finde wirklich, dass er eine zweite Chance verdient hat. Denn er kann richtig lecker schmecken (im Ernst!), wenn man ihm nur mit etwas Sorgfalt gegenüber auftritt. Wie ich oben beschrieben habe, sollte man ihn als blanke Leinwand betrachten, die einem so unglaublich viel kulinarischen Gestaltungsraum liefert wie kaum eine andere Kochzutat. Befolgt man meine fünf Tipps wird man garantiert mit einem schmackhaften Endprodukt belohnt. Viel Spaß beim Kochen!